Denkmal "Soweit die Füße tragen"

Denkmal "Soweit die Füße tragen"

Standort: Russenstraße 7

Einweihung: 20. Dezember 2014

Das Denkmal "So weit die Füße tragen" erinnert an Kriegsgefangene aus dem Ersten Weltkrieg und wurde von einer Projektgruppe um den Leeraner Künstler Gerhard Christmann errichtet.

Der Ausbau der heutigen Russenstraße wurde 1765 auf Anordnung von Friedrich dem Großen im Rahmen des "Urbarmachungsediktes" angeordnet. Aufgrund dieses Ediktes wurde alles noch unberührte Moor zum Staatseigentum erklärt. Der Weg, die heutige Russenstraße, blieb jedoch 150 Jahre ungepflegt im Moor liegen, da für einen Ausbau keine Mittel vorhanden waren. Erst um 1900 begann das Meliorationsbauamt in Aurich mit den Planungen zur Verfehnisierung der Kaiserlichen Moore. Es wurden Koloniate in einer Karte eingezeichnet, danach sollte die Urbarmachung, die Entwässerung und das Anlegen von Wegen in Angriff genommen werden. 

Am 14. November 1913 beantragte das Meliorationsbauamt den Bau einer Gefangenenbaracke im Overledingermoor. Man wollte Strafgefangene zu Entwässerungsarbeiten heranziehen. Das Bauwerk wurde an der heutigen Kreuzung Russenstraße/ Lindenstraße errichtet. Aus Nachforschungen des Regionalhistorikers Hermann Adam geht hervor, dass 160 militärpflichtige Russen in dieser Baracke untergebracht wurden. 

Aufgrund des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs wurde am 1. August 1914 um 12.00 Uhr die Landsturm-Einberufung in den Dörfern des Overledingerlandes bekannt geben, die Pflichtigen mussten sich bereits am selben Tag bis 18.00 Uhr in Leer melden. In vielen norddeutschen Gemeinden waren ausländische Saisonarbeiter beschäftigt. Die meisten stammten aus dem polnischen und ukrainischen Teil des russischen Kaiserreichs. Sie wurden in die Baracken eingewiesen, damit sie in ihren Heimatländern nicht im Kriegsdienst gegen Deutschland eingesetzt werden konnten. Während des Krieges wurden sie deshalb Kriegsgefangene genannt. Man geht davon aus, dass diese Kriegsgefangenen für den Bau der Russenstraße eingesetzt wurden.

Mit dem Bau der Russenstraße wurde nach den Recherchen der Projektgruppe kurz nach dem 22. Mai 1914 begonnen. Die Gefangenen mussten täglich von ihrem Lager zur jeweiligen Baustelle laufen, die Wege wurden mit Vorankommen der Bauphase immer länger. Die Unterbringung war zunächst sehr dürftig, erst 1916 wurde das Dach der Gefangenenbaracke mit Stabbrettern unterkleidet, die Wand zum Pferdestall verstärkt und eine Abortanlage im Pferdestall eingebaut. Der Fußboden bestand aus Ziegelsteinen und die vorhandene Waschküche wurde zur Arrestzelle umgebaut.

Detaillierte Unterlagen zur Gefangenenbetreuung waren militärische Geheimnisse und blieben verborgen. Nach einem Bericht des Moorverwalters wurden im Laufe der Jahre Strafgefangene abgezogen und durch russische Kriegsgefangene ersetzt.

Die Projektgruppe ,,Russenstraße“ befasste sich ausführlich mit der Situation und es wurde schließlich beschlossen, eine Erinnerungskultur zu erarbeiten und am Rande der Russenstraße ein sichtbares Andenken an die Arbeiter zu schaffen. Die Skulptur ist heute am ehemaligen Standort der Gefangenenbaracke zu sehen. Der Leidgedanke: ,,So weit die Füße tragen“. Das Mahnmal wurde schließlich im Betonwerk Steenfelde in Anwesenheit der Projektgruppe gegossen, die Fußabdrücke und Füße eingearbeitet und schließlich wurde das 3 Meter lange und 1,7 Meter hohe Werk in einem Stück mit Hilfe eines Krans aufgestellt.

Die Einweichung fand am 20. Dezember 2014 in Anwesenheit von mehr als 50 Gästen und großem Pressenaufgebot unter dem Motto ,,Erinnern, trauern sühnen“ statt. Bei dieser Gelegenheit ging der ehemalige Präsident der Ostfriesischen Landschaft, Helmut Collmann, noch einmal auf die Geschichte des Russenweges ein und bedanke sich ganz besonderes bei der Projektgruppe für die mühevolle Aufarbeitung der Geschichte und die wunderbare Gestaltung des Mahnmales.